Rechts- und volkskundliche Denkmäler aus dem Neuwieder Becken
Von Josef Röder

Projektstudie Keltendorf Wingarden
Vorzeitforschung, Heimaterkundung, Megalithzeit, Sagen, Legenden, Geschichten, Rheinische Mythologie












2. Beispiele aus Norddeutschland















In Norddeutschland sind drei solcher Galgenhügel gut ausgegraben. Es sind dies die Galgenberge bei Sahlenburg (bei Cuxhaven), Diestedt (Unterweser) und Itzehoe. Alle haben sich als bronzezeitliche Grabhügel erwiesen. Der Galgenhügel von Sahlenburg in der Mitte die älteste Bestattung in einer mächtigen Steinplattenkiste. Zwei Gräber der Bronzezeit lagen drüber. Um den Hügel wurden weiterhin Grabanlagen von der Bronze- bis zur Karolingerzeit festgestellt, schließlich erheb sich noch eine Wehranlage des Mitttelalters auf dem Hügel selbst. Der Hügel von Diestedt war mit einem großen Steinkranz umgeben und enthielt drei Bestattungen. Grab 1 und 3 bargen Bronzewaffen, die bezeugen, daß die Gräber nicht zu gleicher Zeit, sondern in Abständen von mindestens einigen Jahrzehnten angelegt sind. Grab 2 ohne Beigaben gehört nach seiner Lage zeitlich zwischen 1 und 3. 72 Der Galgenhügel von Itzehoe enthielt 12 Bestattungen, sowohl Männer- als Frauengräber. Aus der Form der Grabanlagen kann man vier verschiedene Stufen unterscheiden, die die Gräber 1 - 7 umfassen. Stufe 1 enthielt Mann, Frau und Kind, Stufe 2 Mann und Frau, Stufe 4 eine Bestattung, deren Geschlecht fraglich ist, und ein Frauengrab. Grab 8 - 10 ergaben für die Gliederung der Grabanlagen keine Anhaltspunkte und weisen jedes eine abweichende Grabgestaltung auf. Die einzelnen Stufen entsprechen, was auch durch die zeitliche Abfolge der Funde unterstrichen wird, je einer Generation. Daraus ergibt sich, daß in diesem Sippengrab nur eine Linie beigesetzt wurde, und zwar sowohl jeweils der älteste erbberechtigte Sohn mit Frau, und in einem Ausnahmefalle ein minderjähriges Kind, Haseloff führt deshalb einen Satz von H. Meyer zur Erklärung an: „Wirkliches Ältestenrecht und Unteilbarkeit des Besitzes besteht nicht bezüglich des Hofes und des dazu gehörigen Erblandes, ... sondern nur bezüglich des „hantmahal“, der Gerichtsstätte der Sippe (Handgemal), die, wie ich vermute, mit dem Ahnengrab identisch ist und dem jeweiligen Sippenhäuptling gehört. 73 Leider erfahren wir über die mittelalterliche Geschichte dieses Galgenberges nichts.

Im Hinblick auf diese Befunde werden wir die verschiedenen Bestattungen im Hügel vom Hambuch einzelnen Sippenhäuptern zuschrieben dürfen und wohl auch die drei Grabhügel der Drei Tonnen. Die nordischen Grabhügel sind von vornherein als Sippenbegräbnisplätze gedacht gewesen und wachsen erst durch die Aufeinanderfolge der Bestattungen zu ihrer stattlichen Höhe an. Die Hügelgräber unseres Gebietes sind durchweg Einzelgräber. Nachbestattungen werden in den primären Hügel eingetieft. Im Falle der Drei Tonnen sind drei einzelne Hügel aneinander angelehnt. Diese Hügel sind also schon durch den Bestattungsmodus Rechtsdenkmäler einer Sippe gewesen, und wenn einzelne von ihnen noch im Mittelalter als solche fungieren, so können sie eben seit der Vorzeit ihre einmal erlangte Bedeutung beibehalten haben. Im Norden erscheint dies bei der völkischen Kontinuität von der Vorzeit bis jetzt einleuchtender als etwa in Süd- und Westdeutschland. Und doch gilt es auch hier vorsichtig zu sein. Der Galgenberg bei Sahlenburg wurde erst im Jahre 1695 Galgenort. Insgesamt haben dort nur sieben Hinrichtungen stattgefunden. 74

Als die Franken in das römische Reich, das Rheinland und nach Gallien drangen, kannten sie die Sitte des Grabhügels nicht mehr. Man kennt auch kaum fränkische Nachbestattungen in den alten Grabhügeln. Es ist daher auch nicht wahrscheinlich, daß sie diese nachträglich zu ihren Gerichts- und Versammlungsplätzen gemacht hätten, es sei denn wegen ihrer oft hervorragenden Lage. Wir werden deshalb in Erwägung ziehen dürfen, daß sie eine alte Sitte übernahmen, ein Grundstock der früheren Bevölkerung bestehen blieb, für die die Hügel heilige Stätten waren. Gültiges Urteil sprach eben nur der, der sich ihrer bemächtigen konnte und so die alte Tradition fortsetzte. Für einen starken Grundstock vorfränkischer Bevölkerung sprechen auch die vielen keltischen Ortsnamen gerade im Maifeld.













3. Galgenring von Niederkrüchten - S. 173













Zum Scanwork - Juli/August 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de















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