Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz).
Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132












Sonstige






















Aus Holland sind bisher, soweit ich sehe, vier Beispiele bekannt geworden, die alle der Bronzezeit angehören. Tumulus von Rechte Heide (Nord-Brabant) stellt das einfachste Beispiel eines solchen dar (Taf. 18, 1). Ein Kreisgraben mit daraus aufgeworfenem Innenwall umgibt den zentral gelegenen Hügel in der Art, daß zwischen Hügel und Ringwall noch ein kreisförmiger ebener Platz ausgespart erscheint 1. Hügel 5, von Heiken (Drente) zeigt den gleichen Aufbau, nur tritt am inneren Rande des Ringwalls noch ein Pfostenkreis von zwölf Pfosten hinzu, während um Hügel 18 auf dem gleichen Gräberfeld sich eine ganze Palisade an der Innenseite des allerdings nicht ganz sicher nachgewiesenen Ringwalls hinzieht 2. Hügel 2 von Balloo (Drente), in seiner ursprünglichen Anlage (der Hügel hat noch nachträgliche Überhöhungen erfahren) wiederum ein Ringwallhügel der geschilderten Art, besaß im Unterschied zum Tumulus von Hijken einen Pfostenkreis von 14 Pfosten außerhalb des Ringgrabens 3.

Der von H. Hoffmann 4 als Beispiel eines Ringwallhügels angeführte Hügel 4 vom Radberg bei Hülsten (Westfalen) kann nach dem Grabungsbericht von H. Kroll 5 doch kaum als solcher gelten. Der Hügel ist mit einem halbkreisförmigen Graben und ähnlich gestaltetem Innenwall umgeben, unter dem sich Spuren einer zweireihigen Palisade bemerkbar machten. Kroll glaubt, daß die Pfosten durch Flechtwände verbunden waren, die den Wall ehemals mauerartig zusammenhielten. Schon die nicht in sich geschlossene Form von Wall und Graben spricht gegen einen eigentlichen Ringwallhügel. Eher hat man hier eine halbkreisförmige Sitzbank um das Grab errichtet, wie sie auch anderwärts vorkommt 6.

Auszuscheiden hat m. E. aus unserer Betrachtung ein Hügel von Altenrath (Siegkreis), der als Ringwallhügel in die Literatur eingegangen ist 7. Die Abb. 1 bei Rademacher 8 läßt aber allerhand Zweifel offen. Der kleine Randwall um das Grab ist möglicherweise nur als Aushub der Grabgrube zu deuten. Ebenso scheidet man den Hügel von Salenstein (Thurgau) 9 hier besser aus. Um das hallstattzeitliche Brandgrab ist ein Erdwall gelegt, der dann vom eigentlichen Hügel überschüttet wurde, also niemals den Hügel selbst umgab, wie es für die hier behandelten Denkmäler doch charakteristisch ist.

Dagegen sind noch einige Denkmäler anzuführen, die in diesem Zusammenhang noch nicht betrachtet wurden. Im Jahre 1941 wurde bei Urmitz ein Doppelkreisgrabenhügel ausgegraben, wobei ein genaues Studium der Profile des oberirdisch zerstörten Hügels ergab, daß dieser, vom inneren Kreisgraben begrenzt, mit einem Wall umgeben gewesen sein muß, der zwischen beiden Gräben lag 10. Der äußere Graben barg eine Nachbestattung der späteren Hallstattzeit. Das eigentliche Grab war zerstört.

Bei Karlsruhe neben den Heidenstücken liegt ein großer Hügel, der rings von einem Gräbchen und einem äußeren Wall umgeben ist 11. Nur eine Umwallung ohne Graben besitzt der Römer- oder Hexenbuckel im Jägerlinger Wald bei Schwanheim 12. Sowohl im Bassenheimer Wald wie bei dem Grabhügelfeld von Bell (Kr. Simmern) stellte W. Rest 13 bei je einem Hügel die Tatsache fest, daß der umgebende Kreisgraben erst nach Aufschüttung des Hügels in den Boden eingeschnitten wurde. Die ausgehobene Erde wird in diesen Fällen wohl auch zu einem Wall am äußeren Rande des Grabens aufgeschüttet gewesen sein.

Bereits in der Einleitung wurde der eigenartigen römischen Grabgärten Erwähnung getan, die speziell in der südlichen Rheinprovinz recht häufig sind 14. Ein viereckiger Grabbezirk ist von einem Graben mit Außenwall umgeben. Genau so wie die Viereckform des Grabbezirks bereits in der Eisenzeit auftritt 15, so wird sich auch die Sitte des Außenwalls aus der vorgeschichtlichen Zeit herleiten, und die oben angeführten Beispiele weisen den Weg.

Der Baugedanke der Henge-Denkmäler hat sich also in dem Hauptausbreitungsgebiet der Kreisgräbenhügel bis in die römische Zeit hinein gehalten, wenn auch die Belege für die einzelnen Zeiten in diesen eigenartigen Ringwallhügeln noch nicht allzu zahlreich sind. Leider können wir im Augenblick noch nicht sagen, ob die Tradition der nicht sepulkralen Henges selbst etwa bereits zur Bronzezeitauf den Kontinent verpflanzt wurde, oder ob sich ihr Einfluß auf den Grabbau beschränkte, und ob der Goloring aus einem besonderen Bedürfnis aus den im Grabbau überlieferten Formen heraus neu gestaltet wurde.

Die Untersuchung über die Entstehung der Renge-Denkmäler und ihr Verhältnis zum Grabbau gab bereits gewisse Hinweise auf ihre Bedeutung. Da sie nicht aus dem Grabbau entstanden, vielmehr sich mit diesem parallel entwickelt und in der Folgezeit hingegen auf die Ausgestaltung der Gräber eingewirkt haben, so können sie auch schwerlich einem reinen Ahnenkult geweiht gewesen sein, wie dies vor allem Schuchhardt 16 mit Nachdruck vertreten hat. Sie enthalten keine Gräber, sind also Heiligtümer und Feststätten gewesen, deren Nachbildung im Grabbau nur so erklärt werden kann, daß in ihnen ein Götterschicksal gefeiert wurde, dessen Auswirkungen auch dem Toten zugute kam.



















  1. A. E. van Giffen, Proc. Preh, Soc. Cambridge 4, 1938, 263 ff. Abb. 6 Taf. 49.

  2. van Giffen a. a. O. 258 ff. Abb. 2-5 u. Taf.

  3. van Giffen, Nieuwe Drentsche Volksalmanak 53, 1935, 94 ff. Taf 3.

  4. VI. Intern. Kongr. f. Arch. Berlin 1939 (1940) 319.

  5. Germania 22, 1938, 87 ff. Abb. 6.

  6. Vgl. J. Röder, Germania 27, 1943, 15 f.

  7. van Giffen, Proc. Preh. Soc. Cambridge 4, 1938, 265; ders., Westfalen 1, 1938, 118; H. Hoffmann, VI. Intern. Kongr. Arch. Berlin 1939 (1940) 319.

  8. Mannus 24, 1932, 532 ff. Abb. 5.

  9. K. Keller-Tarnuzzer, 25. Jahresber. Schweiz.-Ges. f. Urgesch. 1933, 71 ff. Abb. 8, 9.

  10. Vgl. dieses Jahrb. unten S. 352 ff.

  11. K. Gutmann, Beitr. i. naturkdl. Forsch. in Südwestdeutschland 1, 1936, 278.

  12. K.Gutmann a. a. O. 279.

  13. Vgl. dieses Jahrb. unten S. 143.

  14. Vgl. die Zusammenstellung durch W. Haberey, Bonn. Jahrb.143/144, 1938/39, 431.

  15. Vgl. A. E. van Giffen, Westfalen 1, 1938, 118ff.; Behrens, Germania 14,1930, 24 ff. mit weiteren Beispielen; W. Dehn, Kreuznach, Kataloge west- und süddeutscher Altertumssammlungen 7 (1941) 101; J. Röder, Germania 25, 1941, 229.

  16. Alteuropa (1935) 82 ff.















Zu: Solarer, religiöser und volkskultlicher Charakter - S. 115
















Zurück zu: Der Goloring - Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz). Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132
Scanwork - Juni/Juli 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de












© Copyright