Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz).
Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132












Die 'Villa' auf dem Barl bei Kaimt















Abb. 24. Die 'Villa' auf dem Barl bei Kaimt an der Mosel. Maßstab 1 : 250













Ein solcher Festplatz in ganz ausgezeichneter Erhaltung liegt heute noch im Gebiete der Gemarkung Kaimt (Kr. Zell) 600 m südöstlich Höhe 281,2 (Mbl. Alf 3400) oben auf der Hochfläche, einer Landzunge, 'Barl' genannt, die fast ringsum von der Mosel umflossen wird. Ich habe der Wichtigkeit der Anlage wegen eine genaue Planaufnahme hergestellt ( Abb. 24) .Sie besteht aus einem Kreisgraben von etwa 30 m Durchmesser, der nach Osten eine 17 m breite Unterbrechung als Eingang aufweist. Er umschließt einen ringförmigen Wall, der an der Außenseite flacher, innen stärker geböscht ist und sich bis 1,50 m über dem flachen Innenraum erhebt und einen Eingang von nur wenig über 1 m Breite besitzt. Die Steilheit des Walles ist auf der Innen- wie Außenseite noch so groß, daß er noch nicht die natürliche Standfestigkeit erreicht hat und nur durch das Wurzelwerk von Buchen, die rings auf ihm angepflanzt sind, vor dem Zerfließen bewahrt wird. Vor dem Eingang liegt ein flacher Stein. Die Anlage trägt den Namen 'Villa'.

Herrn Lehrer Hoffmann, Kaimt, verdanke ich einige wichtige Mitteilungen aus der Volksüberlieferung über unsere Stätte. An der Innenseite des Walls soll bei Errichtung unter Verwendung abgestochener Rasenstücke eine Sitzgelegenheit geschaffen worden sein. Die Anlage wurde von einer Winzervereinigung, die sich 'Landwirtschaftliches Kasino' nannte, auf Vorschlag des, Winzers und Gastwirts Phil. Stülp etwa in den Jahren 1885/86 errichtet, um bei allzu heißem Wetter oder auch bei plötzlichen Regenfällen eine Weile rasten und Schutz finden zu können. Unter Anteilnahme des ganzen Dorfes wurde die 'Villa' festlich eingeweiht, andere Feiern haben jedoch dort nie stattgefunden. Nach dem Weltkrieg hatte sich die Sitte eingebürgert, am ersten Sonntag im Mai einen Ausflug zum sog. 'Schwanz' auf dem Barl (dem waldigen Nordende des Berges) zu machen. Dort wurden die mitgebrachten Speisen und Getränke (Wein und Maibowle) verzehrt. Diese Sitte wurde von den Ortsvereinen, besonders vom Gesangverein, gepflegt, so daß das ganze Dorf, alt und jung, mit Musik hinaufzog und auf waldiger Bergeshöhe einen frohen Nachmittag bei Musik und Gesang verlebte. Dank der Errichtung in jüngster Zeit hat sich unsere Stätte einzig schön erhalten. Ihre Bauweise zeigt eine alte Tradition, wenn auch nur einmal ein Fest in ihr stattfand. Offen bleibt die Frage, ob sie nicht ursprünglich doch für die Maifeiern gedacht war. Es ist vielleicht nicht von ungefähr, daß sich die in der geschilderten Weise hergerichteten Festplätze in der Rheinprovinz gerade im Gebiet vorgeschichtlicher Kreisgräbenvorkommen finden.













Zu: Die Trojaburg von Stolp, Pommern - S. 120
















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Scanwork - Juni/Juli 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de












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