Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz).
Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132












Die dewponds - Tautümpel


















Abb. 29. Querschnitt durch einen dewpond (nach H. Alleroft).

















Auch in Frankreich und vor allem in England gibt es zahlreiche solcher Suhlen, in England nennt man sie dewponds ('Tautümpel') l. Man trifft sie vor allem in den Kalkgebieten Südenglands in Wiltshire, Dorset und Sussex, wo Quellen selten sind. Sie kommen dort bereits in den neolithischen Festungen vor, und das 'Geheimnis' ihrer Herstellung hat sich bis in die jüngste Zeit gehalten. Martin 2 bringt ein Bild eines solchen alten dewpond, in dem Wasser steht, von dem eine Schafherde trinkt. Allcroft beschreibt die Herstellung eines dewpond ausführlich 3.

Die 'pond-makers' schaufeln eine seichte Pfanne manchmal bis 70 Yards (etwa 60 m) im Durchmesser, gewöhnlich aber kleiner. Der ausgehobene Kalk wird als Wall um das Loch gelegt. Dann wird das Bassin mit einer dicken Lage trockenen, sauberen Strohs ausgefüttert, die auch den Wall mit bedeckt. Über das Stroh wird eine Tonschicht ausgebreitet, die nirgends einen Riß besitzen darf. Über den Lehm am Wall wird nun Kalk gehäuft, um den Lehm vor Schäden durch Eintreiben von Vieh zu bewahren. Der Boden des Bassins wird nun sorgfältig mit einer dünnen Lage feiner Feuersteinsplitter bedeckt (vgl. Abb.29). Wenn das Ganze fertiggestellt ist, wird etwas Wasser in den Pond gegossen, und dann beginnt dieser sich automatisch zu füllen und enthält immer Wasser, solange die Tonschicht nicht schadhaft geworden ist. Deshalb achtet man sorgfältig darauf, daß schwerere Tiere nicht in den Pond hineingehen. Schafe richten keinen Schaden an, und für diese werden die Ponds auch gebaut. Gelegentlich wird an Stelle von Stroh Korbweide benutzt, und manchmal werden neue Lagen von Stroh und Lehm über die erste gelegt. Es gibt auch Variationen in der Anordnung der einzelnen Schichten. Stroh kann gelegentlich über dem Lehm liegen, um diesen vor den Hufen der Tiere zu schützen. Auch wird der Ton hin und wieder mit Stroh gemischt 4. In der Hauptsache aber läuft es immer wieder darauf hinaus, eine Lage elastischen Tons herzustellen und durch irgendein Mittel seine Elastizität zu erhalten. Martin hat selbst Versuchsponds gebaut und erklärt, daß das Stroh schon nach einem Jahr sich in eine schwarze, torfige Masse zu verwandeln begonnen hätte 5. Im wesentlichen wird das Wasser in den Ponds wohl durch Regen verursacht, Feuchtigkeitsniederschläge aus Wolken und Nebel mögen dafür verantwortlich sein, daß das Wasser auch in trockenen Zeiten lange nicht versiegt 6.

Ist so der rein profane Charakter der dewponds ohne weiteres deutlich, so gibt es doch verwandte Erscheinungen, die in den Bereich des Kultischen weisen. Schon die geheimnisvolle Art, wie das Wasser in die dewponds kam, mußte ja auf übersinnliche Vorgänge schließen lassen. In die Übersichtstafel über die Formen der englischen Rundhügel (vgl. Abb. 18) hat Grinsell 7 auch die sog. Pond-barrows aufgenommen, kleine dewponds, die zwar nur selten vorkommen, aber immer mit Grabhügeln vergesellschaftet sind, so in der Wilsford-Grabhügelgruppe südlich von Stonehenge oder in den Grabhügeln von Witerbrone Cross-Roads (Wilthire) 8. G. M. Young 9 hatte diese pondbarrows mit den griechischen verglichen und glaubt, daß sie für Libationen und Anrufungen der Geister der Unterwelt gedient hätten. Schließlich muß hier noch auf eine andere Art runder Erdgruben hingewiesen werden, die in England zur Erinnerung an wichtige Ereignisse für Volksschauspiele und als Versammlungsplätze gegraben wurden. Ich bilde hier den berühmten Gwennap-Pit bei Redruth ab 10, der erst 1803 zur Erinnerung an die Predigt von John Wesley gegraben wurde und sicherlich eine alte Tradition fortführt (Taf: 17, 2). In Immermanns Münchhausen wird eine Erdgrube erwähnt am Platz eines Femgerichtes.

Es ist schon oft auf die besondere Verbindung zwischen dem Wasser und den Grabstätten hingewiesen worden. Die Megalithgräber liegen, häufig in der Nähe eines Flusses, eines kleinen Sees oder Weihers 11. Für spätere Grabhügel hat Gutmann eine Reihe von Beispielen zusammengestellt 12.

Schließlich sei an die Heiligkeit des Wassers und der Brunnen im europäischen Volksglauben 13, an Brunnenfeste u. dgl. erinnert. Aus den Brunnen oder Teichen kommen die Kinder. Auch um die Maare Lothringens schlingt sich ein reicher Kranz von Sagen 14. Über einem Maar bei Koosbuisch wurde abends ein Irrlicht gesehen, und aus dem gleichen Maar, heißt es, stammen die Kinder 15.

Das Wasser stellt nicht nur eine Verbindung zu der Erde (der Erdmutter) und deren Kräften dar, sondern auch zu den Menschen, lebenden oder toten, deren Lebenskraft in das Wasser einzieht und in diesem symbolhaftes Gleichnis findet. Völkerkundliche Beispiele lehren das mit der nötigen Deutlichkeit. Bei verschiedenen Stämmen in Assam ist es üblich, daß Eheleute sog. Verdienstfeste geben und dafür einen oder mehrere Menhire errichten dürfen. Die Kraft der getöteten Tiere geht in den Menhir und teilt sich auf dem Wege sympathischer Magie der Umwelt eben den Menschen, Tieren und Pflanzen mit. Beim letzten und höchsten Verdienstfest aber dürfen die Festgeber ein Wasserbecken, einen künstlichen Teich graben. Bei anderen Stämmen wird die Asche des Verstorbenen in solchen Teichen beigesetzt 16.

Mit diesen Hinweisen sind nur einige Andeutungen zu der Frage des kultischen Gehaltes der Suhlen, Maare, dewponds gegeben, die neben der praktischen Bedeutung dieser Anlagen in einzelnen Fällen immer wieder in Betracht gezogen werden müssen. Unsere Ausgrabung konnte den Streitfragen, die sich an diese eigenartigen Erdlöcher knüpfen, das, soweit ich sehe, bisher ergiebigste Material zuführen.





















  1. 1 Vgl. H. A. Allcroft, Earthwork of England (1908) 265 ff.; A. Martin, Antiquity 4, 1930, 347. Das dort angeführte Buch Dew-Ponds: History, Observation and Experiment (1914) des seIben Autors ist mir leider nicht zugänglich.

  2. A. a. O. Taf. gegenüber S. 349.

  3. A. a. O. 272 ff. Vgl. auch Martin a. a. O. 349 f..

  4. Allcroft a. a. O. 275.

  5. A. a. O. 350.

  6. Zu den physikalischen Fragen vgl. Martin a. a. O. 349 ff.

  7. A. a. O. 25 f.

  8. A. a. O. Fig. 4 u. Taf. 11.

  9. Antiquity 8, 1934, 459 ff.

  10. Nach Allcroft, The Circle and the Cross I (1927) Taf. 4 gegenüber S. 368.

  11. Vgl. E. Sprockhoff, die nordische Megalithkultur (1938) 48.

  12. Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland 1, 1936, 268.

  13. Vgl. etwa F. Adama van Scheltema in Handbuch der Symbolforschung I (1941) 97 ff. .

  14. Vgl. H. Lerond, Lothringische Sammelmappe (1892) 49 ff.

  15. Steinhausen a. a. O. 266 Anm: 426.

  16. Vgl. dazu die S.122 Anm. 2. aufgeführten Arbeiten von Hutton und v. Heine-Geldern passim.

















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Scanwork - Juni/Juli 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de












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