Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz).
Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132












Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald
(Landkreis Koblenz).

Von

Josef Röder













An der Grenze zwischen dem Koberner und dem Bassenheimer Wald (beide Orte Landkreis Koblenz, Mbl. Bassenheim 3269), nördlich der Reichsstraße Koblenz - Mayen - Trier, etwa zwischen den Punkten 314,21 und 325,0 zieht sich parallel der Landstraße über einen flachen Höhenrücken ein etwa 100 Grabhügel umfassendes Grabhügelfeld mit einer ost-westlichen Längserstreckung von nicht ganz einem Kilometer hin. Nur im westlichen Teil greift die Verbreitung der Grabhügel über die Straße nach Süden über. Es ist die Stelle, an der auch der sonst ost-westlich verlaufende Höhenzug eine Abzweigung nach Süden aussendet, die das unter der Bevölkerung als Goloring oder Golograben bekannte Erdwerk trägt (Abb. 1). Die Gräber reichen bis an dieses heran. Vermutlich reihten sie sich zu beiden Seiten einer alten Straße auf, die ein wenig nördlich der heutigen Reichsstraße und dieser etwa parallel verlaufen sein wird, etwa an der Stelle, die heute die Trasse der Autobahn einnimmt. Dem Bau der Autobahn sollten etwa 50 Hügel des Gräberfeldes zum Opfer fallen. Ihre vorherige Untersuchung war deshalb eine dringende denkmalpflegerische Notwendigkeit. Die Ausgrabung wurde im Frühjahr 1939 nach einer vorhergegangenen Aufmessung des Gräberfeldes durch Vermessungsrat B. Wohlgemuth durch das Rheinische Landesmuseum Bonn unter Leitung von Dr. W. Rest und unter Assistenz von A. Herrnbrodt durchgeführt. Gleichzeitig wurde auch eine Vermessung des Goloringes durch B. Wohlgemuth ausgeführt.















Abb. 1. - Lageplan des Goloringes im Koberner Wald. Maßstab 1 : 25.000.













Die Belegung des Grabfeldes beginnt mit der jüngeren Urnenfelderkultur und setzt sich durch die jüngste Urnenfelderkultur, die Laufelder Stufe, bis in die ältere und jüngere Hunsrück-Eifel-Kultur durchgehend fort. Die Gräber der Urnenfelderkultur und der Laufelder Stufe besitzen oft große Dolien als Urnen und zahlreiche nebengestellte Gefäße; sie sind fast stets mit einem Steinschutz der Gefäße ausgestattet. Die Skelettbestattungen der Hunsrück-Eifel-Kultur sind in west-östlich angelegten Grabgruben niedergelegt und zeichnen sich durch Mannigfaltigkeit des Grabschutzes und Totenkultes aus. Neben kreisgrabenumfriedeten Hügeln finden sich solche mit Pfostenkreisen; .zum Teil zeigen sich beide in ein und demselben Hügel. Mehrfach konnten am Kopfende des Bestatteten neben der Grabgrube eingelassene Holzpfosten beobachtet werden 1. Am Nord und Nordwestrande des Gräberfeldes finden sich einige römerzeitliche Grabanlagen, die aber bisher noch nicht untersucht werden konnten. Es handelt sich dabei um sog. Grabgärten 2, d. h. viereckige flache oder nur mit einem niedrigen Hügel bedeckte Grabbezirke, die von einem breiten Graben mit Außenwall umgeben sind. In einem Falle, am Nordwestrande des Friedhofes, liegen vier solche Bezirke nebeneinander, am Nordrande ein einzelner.

Die Arbeiten der Landesmuseen Bonn und Trier haben im letzten Jahrzehnt auf dem Gebiete des vorgeschichtlichen Grabbaus durch die Entdeckung von Kreis-, Langgraben und Palisadenhügeln sowie einzelner Grabpfähle immer wieder gezeigt, daß der vorgeschichtliche Grabbau der Rheinprovinz sich gerade in diesen Elementen dem von Holland und Westfalen und den englischen Rundhügeln an die Seite stellt. Schließlich konnte im Jahre 1941 bei Urmitz (Landkr. Koblenz) sogar ein Ringwallhügel ausgegraben werden. Der Goloring, dessen .Untersuchung durch W. Rest im Zuge der Ausgrabung des Bassenheimer Gräberfeldes bereits 1939 geplant, dann aber wegen dringender anderer Arbeiten zurückgestellt wurde, versprach, diesen Untersuchungen die Krone aufzusetzen, insofern hier, schon nach der ganzen Anlage zu urteilen, das erste kontinentale Gegenbeispiel zu den großen englischen Henge-Denkmälern vorzuliegen schien, deren Verwandtschaft mit dem Grabbau der oben beschriebenen Gebiete vor allem durch van Giffen in einer Reihe von Arbeiten nachgewiesen wurde (vgl. S. 109, 113).

Im Sommer und Herbst 1942 konnte die Untersuchung mit Hilfe einiger alter Arbeiter. durch das Rheinische Landesmuseum durchgeführt werden. Zu danken habe ich dem staatlichen Forstamt und besonders Herrn Revierförster Wetter {Kobern), die es meinem Ermessen überließen, die Belange der Forstverwaltung - der ganze Bereich des Goloringes ist mit niedrigem Eichen und Buchenwald bestanden - mit den Erfordernissen der Ausgrabung in Einklang zu bringen. So konnten unter peinlichster Schonung des Waldes doch die wichtigsten Arbeiten vorgenommen werden. Die etwas verwirrende Schnittführung im Innenraum zeigt am besten, unter welchen Schwierigkeiten dieser Ausgleich zweier Forderungen zustande kam.

Das Hauptgewicht lege ich hier auf eine möglichst detaillierte Schilderung des Grabungsbefundes. Die im Teil II niedergelegten kulturhistorischen Betrachtungen sind absichtlich möglichst skizzenhaft gehalten. Es ist heute noch nicht an der Zeit, Abschließendes zur Frage und Entstehung der Henge-Denkmäler und der mit ihnen im Baucharakter zusammenhängenden Grabdenkmäler vorzubringen. Die umfangreiche englische Literatur stand mir nur in beschränkter Auswahl zur Verfügung, die nicht hinreichte, um vielen wesentlichen Fragen mit ausreichender Gründlichkeit nachzugehen.

  1. Nach W. Rest, Bonn. Jahrb. 146, 1941, 260. Die Gesamtpublikation des Gräberfeldes durch A. Herrnbrodt ist in Vorbereitung.

  2. Vgl. S. 114.













Zu: Allgemeine Beschreibung - S. 83
















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