Wirf deinen Schatten Sonne

Essay zur Zeitmessung an Karmelenberg und Goloring
Dr. Wolfgang Zäck, Mayen, 1992












Natürlich, eine alte Handschrift






Wenn auch damit die Karmelenberger Sonnenuhr in einen hinreichenden zeitlichen Rahmen gesetzt war - ich bin geneigt, zu sagen: von der Überwindung des Hexenglaubens bis zu seinem kurzen Wiederaufflackern - , so taucht doch jetzt, wie so oft in solchen Fällen, ein zweiter Fragenkomplex auf: Welches Geheimnis verbarg der Berg? Wodurch war der Geisterglaube begründet, der sowohl am Anfang als auch am Ende der Sonnenuhrgeschichte eine Rolle spielte? Hatte er etwas mit der Zeitmessung zu tun, und kann es sein, daß sich nach altem Volksglauben an bestimmten Tagen im Jahr auf dem Karmelenberg übernatürliches, Unbegreifliches ereignet?

Zur Beantwortung dieser Fragen mußte ich versuchen, in die Zeit vor Erbauung der Kapelle, in die Zeit Philipp Weckbeckers zurückzufinden. - Träger dieses Namens sind doch auf dem Maifeld gar nicht so selten ..., aber schriftliche Quellen leider umso mehr. - Nach vielen Um- und Irrwegen gelang es mir schließlich, bei einem Eigentümer, der aus besitzrechtlichen Gründen anonym blieben möchte, Einblick in eine alte autobiographische Handschrift zu erlagen, die mir Aufschluß gab. Sie berichtete von einem angeblichen Sacrilegium und enthüllte ein bewegendes Eingeständnis schuldhafter „unchristlicher“ Verstrickung.

Si iniquitates observaveris ... hatte da eine zittrige Hand geschrieben, „wenn Du, Herr der Sünden gedenktest, wer könnte da noch bestehen?“

So gut es mir möglich ist, möchte ich die denkwürdigen Ereignisse, in welche ich mich hineingezogen fand, dem vorliegenden Papier anvertrauen. Dabei bin ich zutiefst von Zweifeln erfüllt und weiß gar nicht so recht, was mich schließlich bewogen hat, dem geneigten Leser meine Deutung der Fragmente und Symbole als authentische Wahrheit zuzumuten. Man möge bedenken, was ich vorfand, waren die kümmerlichen Bruchstücke eines verblaßten Textes in Kirchenlatein. Ich werde im Folgenden einige Passagen zitieren, nicht um einen vermeintlichen Grad an Wissenschaftlichkeit beanspruchen zu wollen, sondern um anzudeuten, welche Autorität das Bibelwort bei dem Schreiber genossen und welchen Konflikt er in seinem Herzen ausgetragen haben muß. Vielleicht ist damit auch zu erklären, daß das geheimnisvolle Manuskript eigenartigerweise in der dritten Person verfaßt war.























Essay zur Zeitmessung an Karmelenberg und Goloring
Dr. Wolfgang Zäck, Mayen

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Scanwork Oktober 2004












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