Der Goloring

Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz).
Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132












Ganggrab von Bryn Celli Ddu, Anglesey


















Abb 16. Ganggrab von Bryn Celli Ddu, Angelesey (nach W. J. Hemp bei W. T. Kendrick).













Es erscheint letztlich unglaubhaft, daß der Menhirkreis mit seiner lockeren Stellung der Einzelelemente zueinander und deren damit betonten individuellen Wertung aus einem rein architektonischen Bauglied der Orthostatenumstellung der Hügel hervorgegangen sein soll. Denn bei den erwähnten schottischen Gräbern ist neben dem Menhir auch noch der Steinkranz, der die Hügelaufschüttung zusammenhält, durchaus vorhanden. Bei anderen schottischen Megalithgräbern stehen die Menhire innerhalb der Hügelaufschüttung und ragen nur mit den Spitzen heraus 1. Das schönste Beispiel ist vielleicht das Ganggrab von Bryn Celli Ddu (Abb 16) auf der Kanalinsel Anglesey 2. Unter dem Hügel liegt ein Kreisgraben mit einem Menhirkreis am inneren Rande. In dem Graben steht ein Steinkranz, der irgendwie einen Nachklang an die Orthostatenumstellungen der Megalithgräber darstellt und in den Eingang zu dem eigentlichen Megalithgrab hinleitet. Der Kreisgraben und der Menhirkreis sind zuerst errichtet worden, und der Graben war ursprünglich nicht als Standgraben für den Steinkranz gedacht, dessen Sterne gar nicht bis auf die Grabensohle hinabreichen, sondern in eigenen Fundamentpackungen ruhen. Hier wird es m. E. deutlich, daß der Menhirkreis seinen Ursprung nicht im Grabbau hat, sondern zu diesem hinzugefügt ist.

St. Pigott 3 glaubt, daß die Sitte der Menhirkreise 4 zusammen mit den B1-Bechern Abercrombys aus der Bretagne, wo zahlreiche Menhirkreise begegnen, nach England gekommen sei, wo sie sich vor allem in Südwestengland, dann aber auch in Schottland und Irland bis in die späte Bronzezeit hinein gehalten hat. In Schottland sind sie Vielfach noch mit den Nachfahren des megalithischen Grabbaus verbunden. Auch in England und Irland enthalten sie vielfach Flachgräber im Mittelpunkt des Innenraumes. Andere sind ohne Zweifel Festplätze. Sie weisen gelegentlich einen besonders großen Menhir im Innenraum auf, oder ein solcher steht außerhalb des Kreises in einiger Entfernung von diesem.

Ein anderer Strom der Becherkultur (A-Becher Abercrombys) 5 kam - immer nach Pigott - vom Rheinmündungsgebiet nach England. Er brachte die Sitte der Grabenumfriedung mit und verschmolz in Wessex mit der B1-Becherkultur. und hier bildete sich die Sitte der Henge-Denkmäler heraus. In Wiltshire treten uns dann auch die meisten, größten und frühesten Vertreter dieser Denkmalgruppe entgegen. Einige Anhaltspunkte scheinen für die Annahme von Pigott zu sprechen. Das Heiligtum auf dem Overton-Hill, das nie Wall und Graben besaß, einer der Innenkreise von Avebury und die Kennet Avenue haben B1-Becherscherben geliefert 6. Außerdem zeigten neuere Untersuchungen 7, daß Avebury zuerst aus drei Menhirkreisen bestand, die in einer Linie lagen - hier etwa ähnlich den Kreisen von Stallton Drew (Somerset) 8, die Pigott auch in die Zeit der B1-Becher setzen möchte -, aber keinen Graben und Wall aufwies (Avebury I). Dieser kam erst später hinzu, wobei ein Menhirkreis zerstört, die beiden anderen in die Anlage einbezogen wurden. Auch der große 'Outer Circle' von Avebury: wurde in dieser Zeit errichtet {Avebury II).













  1. Callander a. a. O. Taf. 7,1. Chambered Cairn, Dun Bharpa (Barra).

  2. W. J. Hemp, Archaelogia 80, 1930, 179 ff.

  3. Proc. Preh. Soc. 4, 1938, 57; ders., Antiquity 13. 1939, 141.

  4. Auf diese selbst gehe ich an anderer Stelle näher ein. Vgl. S. 122 Anm. 2.

  5. Zur Bechereinwanderung nach England, vgl. J. G. D. Clark, Antiquity 5, 1931, 415 ff.

  6. Pigott a. a. O. 57; A Keiller a. a. O. 228.

  7. Vgl. D. P. Dobson, The Archaeology of Sommerset (1931) 60 Abb 6.

  8. A. Keiller a. a. O. 227 f.













Zu: Neolithisches Erdwerk Combe-Hill, Sussex - S. 109
















Zurück zu: Der Goloring - Ein eisenzeitliches Heiligtum vom Henge-Charakter im Koberner Wald (Landkreis Koblenz). Von Josef Röder, Bonner Jahrbücher 1948, S 81 - 132
Scanwork - Juni/Juli 2004 Wisoveg.de, Wingarden.de












© Copyright